Donnerstag, 18.06.2015

Hinter den Kulissen des St. Irmgardis-Krankenhauses: Marc Fiedler sagt Keimen den Kampf an - Umfangreiche Maßnahmen gegen MRSA -

Marc Fiedler, Hygiene-Fachkraft am St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln, demonstriert die wichtigste Maßnahme gegen Keime: Hand-Desinfektion.

Süchteln. Keime und Bakterien sind Marc Fiedlers erklärten Feinde. Und seine Mitstreiter im Kampf gegen diese krankmachenden Übeltäter sind Mitarbeiter, Patienten und Besucher des St. Irmgardis-Krankenhauses Süchteln, einer Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung Münster. Der 33-Jährige ist als Hygienefachkraft permanent im Einsatz. Schult, überwacht und berichtet, damit seine Gegner immer in Schach gehalten werden. Sein Hygienekonzept zeigt Wirkung.

 

„Natürlich gibt es überall im geringen Maße Keime und Bakterien. Auf und in jedem Menschen, jedem Gegenstand“, weiß Marc Fiedler. „Das ist ja natürlich und völlig in Ordnung.“ Nicht in Ordnung ist, wenn sich diese Bakterien und Keime in großer Zahl ausbreiten und Infektionen auslösen. Dabei gilt Fiedlers Augenmerk besonders den Bakterien, die Patienten im Krankenhaus befallen können. Bakterien, die die so genannten „Nosokomialen Infektionen“ hervorrufen. Ihre bekanntesten Erreger sind die MRSA. Der Krankenhauskeim MRSA steht für „Methicillin-resistente Staphylococcus aureus“. Es sind Keime, die beim Menschen unter anderem Wundinfektionen und Entzündungen der Atemwege hervorrufen können und gegen bestimmte Antibiotika resistent sind.

 

Marc Fiedler ist ausgebildeter Krankenpfleger, hat sich als Praxisanleiter und Wundtherapeut weitergebildet. Zwei Jahre lang besuchte er berufsbegleitend eine Fachweiterbildung zur Hygienefachkraft. Fiedler war bereits in anderen Häusern der St. Franziskus-Stiftung im Einsatz. Aktuell betreut er neben dem St. Irmgardis-Krankenhaus auch das St. Elisabeth-Hospital in Meerbusch-Lank. Ihn reizt an dieser permanenten Hygiene-Arbeit die Kombination aus Qualität, Umwelt, Sicherheit und Hygiene. „Und es ist eine andauernde Aufgabe“, weiß der Hygiene-Fachmann.

 

Gute Ergebnisse

„Obwohl die Entwicklung in unserem Haus schon sehr positiv ist, sagen wir MRSA-Erkrankungen und anderen nosokomialen Infektionen weiterhin den Kampf an“, macht Geschäftsführer Ottmar Köck deutlich.

 

Immer öfter hört und liest man vom Risiko, im Krankenhaus an diesen Erregern zu erkranken. Verständlich, dass die Angst der Patienten wächst. Wie beruhigend ist da die Nachricht, dass das Süchtelner Haus eine sehr niedrige Rate an Übertragungen hat. Diese lag im letzten Jahr unter einem Prozent. Laut KISS (Krankenhaus-Infektions-Surveilance- System), einem System, in dem deutsche Krankenhäuser sich freiwillig und anonym vergleichen können, liegen die nosokomial erworbenen MRSA-Fälle, also die, die im Krankenhaus erworben worden sind, in 2014 bei rund zehn Prozent. 

 

Diese guten Ergebnisse stehen für ein straff umgesetztes Hygienekonzept des Krankenhauses. Mit dem Ergebnis, dass dadurch eine Übertragung verhindert wird. „Wir sind alle sehr stolz auf dieses Resultat. Es zeigt, wie gut dieses strikte Konzept umgesetzt wird", bewertet Dr. Kai Platte, Ärztlicher Direktor des St. Irmgardis-Krankenhauses, die Ergebnisse.

 

Hände-Desinfektion ist das Zauberwort

Die wichtigste Maßnahme gegen Keime ist zugleich die einfachste. „Händedesinfektion ist das Zauberwort“, erklärt Marc Fiedler. Penible Hygiene, so häufig wie möglich, nach jedem menschlichen Kontakt und vor allem vor jedem Einsatz von Kathetern und anderen Fremdkörpern, verringert die Übertragungsrate und ist damit ein wertvoller Schritt gegen diese Erreger.

 

Marc Fiedler setzt bei seinem Kampf gegen die Keime aber auch auf die „Technische Hygiene“. Alles, wo Wasser im Krankenhaus im Einsatz ist, wird von ihm sorgfältig untersucht und überwacht. Das geht vom Trinkwasser über die Klimatechnik bis hin zum Wasser, das in der Sterilisation oder Endoskopie eingesetzt wird. Weiterhin werden auch die Maschinen und Instrumente, die beim Patienten zum Einsatz kommen, wie beispielsweise Endoskope, regelmäßig überprüft.

 

Lebensmittelhygiene ist ein weiterer Bestandteil der Aufgaben von Marc Fiedler. Regelmäßig untersucht und begutachtet er Küche und Cafeteria. Auch hier werden die Geräte und Arbeitsflächen auf Keimfreiheit überprüft. Sogar Teller, Geschirr und die Spülmaschine werden regelmäßigen Qualitätskontrollen unterzogen.

 

„Suchen und Zerstören“

Eine weitere, wichtige Maßnahme ist das so genannte „Search and Destroy“-Prinzip. Der Keim muss gefunden und unschädlich gemacht werden, bevor er weiter übertragen werden kann. Dazu wird im St. Irmgardis-Krankenhaus eine konsequente Aufnahme-Prozedur, Screening bezeichnet, durchgeführt: bei allen Risikopatienten wird geprüft, ob sie Träger des Keimes sind. Im vergangenen Jahr wurden bei rund 2600 Patienten Abstriche genommen.

 

Bringt der Patient den Keim bereits mit, wird er isoliert und behandelt, damit sich seine Infektion nicht verbreitet. Mit diesem Konzept folgt das Süchtelner Haus den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (RKI). Vergleicht man wiederum die Zahlen der bei der Aufnahme untersuchten Patienten, liegt das St. Irmgardis-Kankenhaus im oberen Drittel der Deutschen Krankenhäuser. Denn schon beim geringsten Verdacht, dass eine Besiedelung mit einem MRSA-Keim bestehen könnte, veranlassen die Mitarbeiter, diesen Patienten zu isolieren und strengste Hygienemaßnahmen zu ergreifen.

 

Höhere Ziele

„Eine solch nosokomiale Infektion verlängert für den betroffenen Patienten nicht nur den Aufenthalt im Krankenhaus. Denn die Keime erschweren die ursprüngliche Behandlung. Sie benötigen  eine eigene Therapie, die auch einige Nebenwirkungen hat. Aber es ist im Sinne aller Patienten unseres Hauses notwendig“, erläutert Marc Fiedler die Gründe für das stete Engagement des St. Irmgardis-Krankenhauses, das Problem schon – im wahrsten Sinne des Wortes – im Keim zu ersticken.

 

Das Team des St. Irmgardis-Krankenhauses macht sich auch auf Euregio-Ebene stark. Deshalb wird es in Kürze das so genannte „EQS 1-Siegel“ erhalten, das für eine gute MRSA-Prävention steht.