Mittwoch, 15.10.2014

Monika Siefert: Zukunft der Pfleg - Demografischer Wandel erfordert größeres Einsatzspektrum

Monika Siefert

Süchteln. Älter werdende Patienten stellen an die Pflege im Krankenhaus andere Anforderungen als junge Menschen. Dies betont Monika Siefert, Pflegedirektorin des St. Irmgardis-Krankenhauses Süchteln. Und die Menschen werden immer älter. „Heute haben wir gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch über Spezialwissen verfügen.“ Das war nicht immer so.

 

Noch in den frühen 1970-er Jahren entschied allein der Arzt über die komplette Behandlung, auch über die Pflege. Die Schwestern (und die wenigen Pfleger) arbeiteten in der Funktionspflege. Das bedeutet, dass jede  Pflegende für eine spezielle Aufgabe (wie beispielsweise Tabletten geben) zuständig war. Die Stationsleitung war die einzige Ansprechpartnerin der Ärzte. Eigenes Wissen der Pflegenden zählte nicht. Pflegerisches Wissen, das auch noch wissenschaftlich fundiert war, gab es nicht. Das änderte sich erst in den 1980-er Jahren. Da begann durch Entwicklungen in Amerika und England die „Neuzeit der Pflege“.

 

Wissenschaftliche Basis

Aktuell gibt es eigene Erkenntnisse in der Pflege- und den Bezugs-Wissenschaften, die die Basis der Ausbildung darstellen. Die Selbstständigkeit des Handelns einer Pflegekraft steht nun im Vordergrund. Die Bereichs- pflege (beispielsweise in Onkologie, Geriatrie, Palliativmedizin, Notfallpflege) löste die Funktions-Pflege ab. Heute gehören alle Pflegenden zu einem Team, bestehend aus Ärzten, den Krankenschwestern- und Pflegern und Therapeuten. Sie verantworten engmaschig den Behandlungsablauf  gemeinsam.

 

Eine weitere Neu-Entwicklung ist das „Primary Nursing“, die Primäre Pflege. Dabei ist eine Pflegekraft für maximal fünf Patienten zuständig, das aber von der Aufnahme bis zur Entlassung. Sie erstellt den Pflegeplan, spricht Termine ab und ist die Verantwortliche für diese Patienten im therapeutischen Team. Ihr zur Seite steht eine „Assistant Nurse“, die ihre Vertretung übernimmt. Durch die gut abgestimmten Tätigkeiten werden Doppel-Untersuchungen und Behandlungs-Überschneidungen vermieden. Und für den Patienten ist es besonders angenehm, immer ein vertrautes Gesicht um sich zu haben.

 

Keine Nachwuchs-Probleme

„Dank unserer eigenen Krankenpflege-Schule können wir derzeit aus einer Reihe von wirklich gut-ausgebildeten, jungen Kräften unsere neuen Mitarbeiter auswählen. So haben wir keine Nachwuchs-Probleme“, berichtet Monika Siefert.

 

Einen Grund zur Besorgnis hat sie allerdings: Oft hängen die frisch-ausgebildeten Pflegekräfte  nach der Ausbildung noch ein Studium an.  „Dann gehen uns diese Kräfte für die ‚Pflege am Bett‘ erst einmal verloren. Aber: sie qualifizieren sich nun für leitende Aufgaben oder besondere Spezialisierungen. Und manche von ihnen kommen auch in unser Haus zurück“, erläutert Monika Siefert. „Dieser berufliche Weg wird von uns unterstützt. Schon früh identifizieren wir selbst in der Ausbildung Frauen und Männer, um sie in der Karriereplanung zu unterstützen. Das ist auch ein wesentliches Anliegen unseres Trägers, der Franziskus-Stiftung Münster“, ergänzt Geschäftsführer Ottmar Köck.

 

Neue Arbeitszeitmodelle werden erarbeitet

Die Basis-Pflege-Ausbildung verläuft heute zunächst generalisiert, also für alle gleich. Erst nach deren Abschluss erfolgt die Spezialisierung. „Viele wissen nach kurzer Zeit, welche Richtung ihnen liegt“, berichtet die Pflegedirektorin.

 

Monika Siefert arbeitet derzeit an Arbeitszeit-Modellen, die helfen sollen, Beruf und Familie verträglicher zu gestalten. Auch gibt es ein eigenes Programm für Wieder-Einsteigerinnen. Auch hier kann sie auf bewährte Konzepte der Franziskus-Stiftung zurückgreifen und wird in der Umsetzung unterstützt.

 

„Pflege ist ein wunderbarer Beruf, keine Frage. Er ist krisensicher und gibt durch die Arbeit mit Menschen viel Freude und Anerkennung“, betont sie. „Die vielen Facetten der Einsatzmöglichkeiten ob auf den Stationen, in der Diagnostik, im OP, der Intensivmedizin oder Anästhesie machen den Beruf sehr attraktiv. Es gibt keinen Arbeitstag der dem gestrigen ähnelt. Dennoch ist Pflege auch heute noch ein Beruf, der den Menschen körperlich und seelisch fordert.“