Montag, 20.06.2011

Nach spezieller Schulung lebt Altfried S. entspannt: Wenn das Blut gerinnt

Dr. Klaus Bensmann

Süchteln. Bei Altfried S. begann es mit einer Thrombose im rechten Bein. Sein Blut floss nicht mehr zurück, er wurde mit Gerinnungshemmern behandelt. „Damit ich den Umgang mit dem Gerät, der Codierung, der Bestimmung der Werte und vieles andere mehr lernte, besuchte ich eine spezielle Schulung am St. Irmgardis-Krankenhaus“, berichtet er. Altfried S. ist einer von vielen Menschen, der nun mit sogenannten Gerinnungshemmern leben muss – sein Leben lang. Dank der Schulung ist er aber sehr entspannt. „Ich fühle mich jetzt sicher“, bestätigt er.

Schulung mit Zertifikat
Seit Jahren werden am St. Irmgardis-Krankenhaus Schulungen durchgeführt. Sie orientieren sich eng an den Vorgaben der Arbeitsgemeinschaft „Selbstkontrolle der Antikoagulation“ (ASA). „Wir schulen den Patienten aber nicht nur in dem Umgang mit dem Messgerät, sondern auch in den Themen Gerinnung, Gerinnungserkrankungen, Wirkungsweise und Nebenwirkungen des Gerinnungshemmers“, erzählt Oberarzt Klaus Bensmann.

„Auch über die Einflüsse auf die Gerinnungshemmung, die Messung zur Dosierung und vieles mehr sprechen wir.“ Das Schulungszertifikat am Ende der Schulung ist schließlich die Grundlage für den behandelnden Hausarzt, ein Messgerät zu verordnen. Er gibt seinem Patienten damit ein Stück mehr Eigenverantwortung für die Behandlung seiner chronischen Erkrankung.

Bildung von Blutgerinnsel kann lebensgefährlich sein
Bei vielen Erkrankungen kommt es zur Bildung von Blutgerinnseln im Bereich des Körpers. Sie können kritische Durchblutungsstörungen oder Verschlüsse von Blutgefäßen verursachen. Es kommt zu Beinvenen-Thrombosen, Verschlüssen von Hirn- oder Herzkranzgefäßen mit den daraus resultierenden Erkrankungen des Schlaganfalls oder Herzinfarktes. Halten die Gerinnselbildungen an, kann es für den Betroffenen lebensbedrohlich werden.

„Werden Gerinnsel im venösen Gefäßsystem gebildet, können sie sich unter Umständen von der Wand lösen und mit dem Blutstrom zum Herzen zurück und dann in die Lunge geschwemmt werden“, erläutert Klaus Bensmann. Die Folge: eine Lungenembolie, die ebenfalls lebensbedrohlich sein kann.

Vielfältige Ursachen
Die Ursachen für Gerinnselbildungen können vielfältig sein. Künstliche Herzklappen, angeborene Gerinnungsstörungen, Gefäßverkalkungen oder Herzrhythmusstörungen sind nur einige Erkrankungen, in deren Verlauf eine solche Gerinnselbildung auftritt.

Die Behandlung mit Gerinnungshemmern ist eine sinnvolle Therapie bei allen diesen Grunderkrankungen. In Tablettenform ist Marcumar das hierzulande bekannteste Medikament dafür.

Zur Behandlung muss jedoch ein Gerinnungswert, genannt INR (International Normalized Ratio), regelmäßig bestimmt werden. Er gewährleistet eine korrekte Einstellung mit dem Gerinnungshemmer. Bei zu hoher Dosierung drohen Blutungskomplikationen, bei zu niedriger Dosierung ungewollte Gerinnselbildungen. „Daher muss der Gerinnungs-patient sehr regelmäßig diesen INR kontrollieren lassen, um die passende Dosierung des Gerinnungshemmers einzunehmen“, erläutert Klaus Bensmann.

INR-Wert - vom Patienten selbst zu bestimmen
Bei bestimmten Erkrankten ist es jedoch auch möglich, dass der INR-Wert von den Patienten selbst bestimmt wird. Dann kann die Einstellung vom Patienten überprüft und gesteuert werden. Die Bestimmung erfolgt dabei mit einem Messgerät. Ähnlich wie bei der Blutzuckermessung wird ein Blutstropfen aus der Fingerbeere auf einen Teststreifen getupft.

„Der Hausarzt bleibt dabei natürlich weiterhin regelmäßiger Ansprech-partner für seinen Patienten. Dieser hat jedoch gelernt, mit vielen Problemen seiner Erkrankung besser umzugehen und ist somit weniger nebenwirkungsgefährdet. Denn gerade bei ihm kann es gefährlich werden ‚wenn das Blut gerinnt“, betont Klaus Bensmann.

Immer Vorrat an Teststreifen dabei
„Die Schulung am St. Irmgardis-Krankenhaus ist jetzt fast drei Jahre her, seit dem habe ich keine Probleme mehr gehabt.“ Die umfangreiche Schulung bestand aus zwei theoretischen und einem praktischen Teil. „Dr. Bensmann hat mir alles ganz genau erklärt. Allerdings musste ich wirklich gut zuhören und mich konzentrieren. Dann ist das Gerät einfach zu bedienen“, berichtet Altfried S. „Auch das in-den-Finger-picksen ist kein Problem mehr.“

Er hat immer einen Vorrat an Teststreifen, die er zur Messung benötigt, dabei. „Auch im Urlaub, das ist doch selbstverständlich.“ Zusätzlich hat er einen Ausweis dabei, der deutlich macht, dass er mit Gerinnungshemmern behandelt wird. Auch ist diese Tatsache in seinem Taschenkalender, den er ebenfalls mit sich führt, vermerkt. In beiden steht auch sein korrekter INR-Wert. „Natürlich wissen meine Frau und meine beiden Kinder Bescheid, so dass ich, im Fall des Falles, richtig behandelt werden kann“, weiß Altfried S.