Montag, 11.04.2011

Neues Diagnoseverfahren am St. Irmgardis-Krankenhaus: Kapsel-Endoskopie: Die Reise ins Ich

Oben: Klaus Bensmann Mitte: Mit einer Frequenz von zwei Bildern pro Sekunde sendet die Kapsel bis zu 60.000 Bilder an ein Aufzeichnungsgerät. Mit einem speziellen Programm werden die Daten aus dem Verdauungstrakt dann im St. Irmgardis-Krankenhaus Bild fu?r Bild untersucht. Unten: Die Kapsel misst 26 Millimeter in der Länge und elf Millimeter in der Breite. Originalverpackt ist sie mit einem Magneten gesichert und teilweise mit einer orangefarbenen Schutzhu?lle versehen. Mit ihr kann im St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln der Dünndarm untersucht werden.

Viersen-Süchteln. Der sechs Meter lange Dünndarm war für Ärzte lange Zeit wie ein schwarzes Loch: Mit Endoskopien von außen schlecht erreichbar und durch Röntgen nur unzureichend darzustellen. Die Klinik für Innere Medizin im St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln hat jetzt ein neues Verfahren eingeführt, mit dem sich das Organ nun problemlos untersuchen lässt.

Bei der so genannten Kapsel-Endoskopie schluckt der Patient eine kleine Kamera. Sie ist nicht größer als eine Tablette. Innerhalb von sechs Stunden wandert das Instrument durch den Körper und sendet Daten an ein Aufzeichnungsgerät. Vorangetrieben wird die Kamera einzig und allein durch die natürlichen Darmbewegungen des Menschens. „Das Verfahren ist für Patienten sicher und schonend“, erklärt Oberarzt Klaus Bensmann.

Bis zu 60.000 Bilder werden gesendet
Die Kapsel selbst gleicht einem technischen Wunderwerk: In ihr befinden sich ein Akku, ein Sender, eine Lichtquelle sowie eine Kamera. Sensoren auf der Haut erfassen die Position der Kapsel im Körper. Der Rekorder, der an einem Gürtel befestigt ist, empfängt die Bilder der Kapsel direkt.

Während der Reise durch den Verdauungstrakt sendet die Kapsel kontinuierlich Aufnahmen – rund 50.000 bis 60.000 Bilder. Der Patient kann sich dabei völlig frei bewegen und seinem normalen Tagesablauf nachgehen. Da die Kapsel nur einmal verwendet wird, scheidet der Patient sie auf natürlichem Wege wieder aus.

„Früher dachte man, dass der Dünndarm nicht besonders anfällig für Erkrankungen ist“, erläutert Oberarzt Klaus Bensmann. „Heute wissen wir, dass auch dort versteckte Blutungsquellen liegen und chronisch-entzündliche Veränderungen zu finden sind.“

Bei der Auswertung der Daten nutzt der Internist ein spezielles Programm des Kapselherstellers. Dabei bestimmt er die Geschwindigkeit, mit der die Aufnahmen abgespielt werden und überprüft an auffälligen Stellen jedes Bild einzeln.

Risikoarmes Verfahren – aber nicht für jeden geeignet
Die Kapsel-Endoskopie ist ein risikoarmes Diagnoseverfahren: Bei weniger als einem Prozent aller Untersuchten treten Komplikationen auf. So kann das Miniaturgerät etwa im Dünndarm steckenbleiben – häufig sind dafür bislang unbekannte Verengungen verantwortlich. Ist dann eine Operation erforderlich, können Kapsel und Ursache gleichzeitig entfernt werden.

Herkömmliche Magen- oder Darmspiegelungen ersetzt die Methode grundsätzlich nicht. Bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren wie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder bereits durchgeführten Operationen müssen vorab per Röntgenuntersuchung Engstellen ausgeschlossen werden. Auch für Träger von Herzschrittmachern kommt eine Kapsel-Endoskopie nicht in Frage.