Donnerstag, 11.07.2019

„2 + 2 = 5“ - weil Teambildung einfach mehr ist: Krankenpflegeschule setzt auf breite Ausbildung

Gemeinsames Segeln und Kajakfahren fördert die Teamfähigkeit – das erfahren die Krankenpflegeschüler am St. Irmgardis-Krankenhaus in ihrem ersten Ausbildungsjahr. (v.l.) Angela Brux, Milena Bintou Suko, Emina Luma, Anncathrin Harzbecker und Laura Wilms. (Foto: SIS)

Süchteln. Doch, rechnen können sie auch, die Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschule am St. Irmgardis-Krankenhaus. Und doch heißt es für sie: Zwei und zwei sind fünf. „Weil ein Team mehr ist, als die Summer seiner Mitglieder“, erklärt Schulleiterin Ilona Thelen die Rechnung. Sie setzt, neben dem reinen Fachwissen, auch auf die Ausbildung der sozialen Kompetenz und der Teamfähigkeit der Schüler. Darum finden an der Süchtelner Krankenpflegeschule schon seit 20 Jahren Teamentwicklungs-Maßnahmen statt.

Erlebnispädagogik
„Was in der Theorie so nüchtern klingt, ist in der Praxis voller Leben“, weiß die Schulleiterin. Es geht um Kenntnis- und Erfahrungsaustausch in unterschiedlich strukturierten Gruppen, darum, Alternativen zu diskutieren, Handlungspläne zu entwickeln, zu gemeinsamen Entscheidungen zu kommen – und diese auch als Gruppe umzusetzen.

„Dies alles verpackt in kooperative Spiele, gemeinsamen Sport und sogar gemeinschaftliches Kochen – und schon stellen sich die Erkenntnisse von selbst ein“, lacht sie. „Erlebnispädagogik“ heißt das im Fachjargon. Und die steht in der Krankenpflegeschule am St. Irmgardis-Krankenhaus schon seit vielen Jahren als fester Bestandteil der Ausbildung auf dem Lehrplan.

Raus aus dem Krankenhausalltag
Die Workshops finden nicht im Krankenhaus sondern in Tagungsstätten statt, die vielfältige Möglichkeiten bieten. Ein jährlicher Veranstaltungsort bietet die Möglichkeit für Wassersport-Aktivitäten, wie segeln, surfen sowie Kajak und Kanadier fahren. Eine große Küche erleichterte das gemeinsame Kochen.

„Die kooperativen Spiele bringen die Schülerinnen und Schüler oft an Grenzen. Schwierige Entscheidungen sind zu treffen, der Zeitdruck macht ihnen zu schaffen, jeder hat eine andere Strategie und manchmal scheitern sie am mangelnden Engagement einzelner Gruppenmitglieder“, erklärt Lehrerin Anja Kutscheidt. „Alles Herausforderungen, die auch im Krankenhausalltag auftreten.“

Doch immer kommen die Teilnehmer zu einer Lösung. „Der tatkräftige Einsatz für andere auf der einen Seite, die Bereitschaft, seine eigenen Grenzen anzuerkennen und sich helfen zu lassen, auf der anderen – das schafft echte Teams“, erklärt Ilona Thelen. Die Gruppen sind bewusst zusammengestellt und die entsprechenden Spiele durchdacht. „So kann sich beispielsweise die Schwächen eines Einzelnen in einer Situation als eine große Stärke in der nächsten Situation herausstellen. Damit werden beispielsweise starre Rollenverteilungen in Frage gestellt.“

Umsetzung ins Berufsleben
Ein wichtiger Teil des Workshops ist auch, den Bezug der gewonnen Erkenntnisse zur praktischen Ausbildung herzustellen. „Die zwangsweise tiefgehenden Erfahrungen unterstützen bei Gruppenarbeiten und Projekten im Unterricht, beim Arbeiten auf den Stationen – und da auch bei der berufsübergreifenden Zusammenarbeit. Und nicht zuletzt auch beim alltäglichen Wohnheim-Leben.“

Auch karrierefördernd
So wird aus „2 + 2 = 5“. Sicher haben die Erkenntnisse aus der breitgefächerten Ausbildung Einfluss auf die weitere Karriere. Beispielsweise als Basis für Nachwuchsführungskräfte oder für ein späteres Medizinstudium. „Die Erfahrung zeigt, dass Ärzte, die zuvor eine pflegerische Ausbildung gemacht haben, das Medizinstudium leichter durchlaufen und ihnen der spätere Einstieg in die Praxis leichter fällt“, ergänzt Thomas Becker, der kaufmännische Direktor des St. Irmgardis-Krankenhauses.