Montag, 11.03.2019

Auslandseinsatz für Süchtelner Gesundheits- und Krankenpflege-Schüler: Sechs Wochen in Palästina

Erstes Bild: Bereits 2017 besuchte eine Delegation mit Schulleiterin Ilona Thelen (4.v.l.) zur Vorbereitung des Auslandseinsatzes das Krankenhaus in Nabulus / Israel. Zweites Bild: Björn Geurtz (M.), Schüler der Krankenpflegeschule am St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln beim Auslandseinsatz in Nabulus / Israel mit seinen dortigen Kollegen.

Süchteln. Seit 2004 haben Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschule am St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln regelmäßig die Möglichkeit, ihre Ausbildung mit einem Auslandseinsatz zu vertiefen. Zwei von ihnen reisten nun nach Palästina und Israel. Und erhielten in ihrem sechswöchigen Aufenthalt in Nahost tiefe Einblicke in ein anderes Gesundheitswesen.

Unter der Leitung von Ilona Thelen werden an der Schule des Süchtelner St. Irmgardis-Krankenhauses und des Viersener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) junge Menschen zu Gesundheits- und Krankenpflegern ausgebildet. Der Auslandseinsatz ist dabei im Ausbildungsmodell fest verankert.

„Solche Einsätze sind für unsere Schülerinnen und Schüler ungemein wichtig. Es ist nicht nur fachlich eine zusätzliche Erfahrung – sie verbringen viel Zeit mit den Menschen dort, erleben die andere Kultur am eigenen Leib. Das stärkt zweifelsfrei auch die interkulturelle Kompetenz“, betont Ilona Thelen die Wichtigkeit der Auslandseinsätze.

Drei Jahre lang durchlaufen die jungen Menschen eine umfassende und moderne Ausbildung, die ihnen einen Einstieg in einen attraktiven Beruf ermöglicht. Bewerbungen zum Starttermin Oktober sind jederzeit möglich. „Krankenpflege macht einfach Spaß und ist ein sehr vielseitiger und sicherer Beruf“, weiß Ilona Thelen. Sie leitet seit 1995 die Schule, die in diesem Jahr ihr 55. Jubiläum feierte.

Spannende Einblicke in viele Bereiche
Vier Wochen waren Michelle Mathieu und Björn Geurts im An-Najah-Universitätsklinikum in Nablus, einer israelischen Stadt östlich von Tel Aviv, im Einsatz. Dort lernten sie alle wichtigen Fachbereiche kennen: von der (Gefäß-)Chirurgie über Onkologie, die Innere Medizin mit Intensivstation, die Kardiologie mit Herzkatheterlabor bis hin zur Herzchirurgie. Dabei wechselten sie zwischen den Bereichen, der Intensivstation und Operationen.

„Besonders prägend war für uns eine Herzoperation, die wir begleiten durften“, berichtet Björn Geurts. „Das Team aus Pflegekräften und Ärzten hat beeindruckend harmoniert – für uns als angehende Gesundheits- und Krankenpfleger eine schöne Erfahrung.“ „Wir haben dort auch Abteilungen kennen gelernt, die wir aus unseren Häusern zu Hause nicht kennen“, fügt Michelle Mathieu hinzu.

Andere Länder, andere Sitten
„Ungewohnt war für uns, wie sehr die Familien die Patientenpflege übernommen haben“, erzählt Björn Geurts. „In der ganzen Zeit, in der wir da waren, wurde nur ein einziges Mal die Patientenklingel geläutet“, berichtet Michelle Mathieu. Dafür waren die Zimmer auch mit zusätzlichen Betten für die Angehörigen ausgestattet.

Die Klinik in Nablus zählt zu den modernsten im Westjordanland und übernimmt überwiegend medizinisch komplexe Fälle, die in anderen Häusern der Region nicht behandelt werden können. Die beiden deutschen Gäste fanden dort eine hohe technische Ausstattung und hochwertige Materialien vor – die teils aber nicht fachgerecht eingesetzt werden konnten.

So entstand bei den beiden Schülern der Eindruck, dass die dortigen Kenntnisse auf anderen Schwerpunkten, wie beispielsweise der Pharmazie, beruhten – und weniger auf denen der pflegewissenschaftliche Ausbildung. „Dabei ist in Palästina - anders als bei uns - die Krankenpflege-Ausbildung ein Studium“, so Michelle Mathieu.

Die beiden jungen Menschen bereiteten sich intensiv auf ihre Reise vor. Sie lernten die wichtigsten Begriffe in einem Arabisch-Kurs und informierten sich über Land und Leute. „Die fachliche Dokumentation erfolgte aber nach internationalen Standards auf Englisch, darum sind wir gut zurecht-gekommen“, berichtet Björn Geurts.

Hautnah erleben
Während der Zeit, in der Michelle Mathieu und Björn Geurts im Krankenhaus hospitierten, arbeiteten und lebten die beiden mit den Menschen des Ortes gemeinsam. Und wurden bedacht mit großer Gastfreundschaft. „Wir lernten Traditionen, andere Perspektiven und unterschiedliche Lebensweisen kennen“, erinnert sich Michelle Mathieu. „Und wurden oft ganz spontan eingeladen: zu unzähligen Abendessen, Stadtführungen von Einheimischen und sogar zu einer Hochzeit“, lacht Björn Geurts.

Lange Vorbereitung
Erste Vorbereitungen der Krankenpflegeschule am St. Irmgardis-Krankenhaus hatten für den Palästina-Einsatz schon 2015 begonnen, 2017 reiste eine Delegation des Schulteams nach Nablus. Unterstützt wurden sie von Vertretern mit internationaler kultureller Erfahrung. Vor Ort in Israel wurden Gespräche mit der Universität und der Klinikleitung geführt und die Kooperation mit Vereinbarungen zum gegenseitigen Austausch beschlossen.

Geplant ist eine langfristige Kooperation zwischen dem palästinensischen Partner-Krankenhaus und der Krankenpflegeschule. Somit können auch in Zukunft weitere Schülerinnen und Schüler von diesem wechselseitigen Austausch profitieren.

Abschließend: Kultur
Nach ihrem vierwöchigen Arbeitseinsatz folgte für Michelle Mathieu und Björn Geurts eine zweiwöchige Rundreise durch das Land. Kultur zum Anfassen, Land, Leute und zahlloser Eindrücke – inklusive kalter Duschen. Gefolgt von einem zwölfstündigen Rückflug. „Das war alles in allem eine unglaubliche Erfahrung, die uns sehr beeindruckt hat“, sind sich die beiden einig.