Mittwoch, 18.10.2023

Elsbeth Albertz nach ihrem lebensgefährlichen Busunfall: „Hier in der Geriatrie bin ich wieder gesund geworden“

Hanns-Peter Klasen, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln, und Pflegefachfrau Christina Kämmerling mit ihrer Patientin Elsbeth Albertz, die sich verabschiedet mit: „Hier bin ich gesund geworden“. (Foto: St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln)

Süchteln. Schaut man der heute 76-jährigen Elsbeth Albertz ins Gesicht, sieht man in den hellwachen Augen deutlich Lebenswillen und Freude am Dasein. Betrachtet man den ganzen Körper, werden die erschreckenden Spuren eines fürchterlichen Unfalls sichtbar. Denn im November ist die Viersenerin von einem Bus überfahren und lebensgefährlich verletzt worden. Sie erlitt schwere Kopfverletzungen, verlor den rechten Fuß, und ihr linker Fuß wurde  so zertrümmert, dass die Ärzte in einer Duisburger Unfallklinik all ihr Können aufbieten mussten, um ihr wenigstens diesen Fuß zu retten. Es gelang.
 

„Ich will wieder nach Hause“
Nach drei Monaten der „Überlebensbehandlung“ kam Elsbeth Albertz in die Klinik für Geriatrie des St. Irmgardis-Krankenhauses Süchteln  und wurde gesund gepflegt, soweit man das sagen kann. Heute kann sie wieder in ihrem eigenen Haushalt leben, ist aber auf ständige Begleitung und umfangreiche Hilfe angewiesen. Aber – ihr erstes Etappenziel hat sie erreicht. „Ich will wieder nach Hause“, das war ihr eindringlicher Wunsch bei ihrer Ankunft in Süchteln. Einen Wunsch, den Chefarzt Hanns-Peter Klasen ernst genommen und mit seiner ganzen Mannschaft in den Mittelpunkt des Handelns gestellt hat. „Ich habe großes Glück, dass ich hier in die Geriatrie gekommen bin“, betont die Seniorin im Gespräch mehrfach.
 

Langer Heilungsweg erforderte viel Geduld
Vor dem Nach-Hause-Gehen lag aber noch ein langer Weg. Ein Weg, den sie voller Engagement mitgegangen ist, trotz vieler und schmerzhafter Behandlungsschritte. Denn als sie im Februar nach Süchteln kam, war ihr Allgemeinzustand sehr schlecht. Da waren die Spuren der schweren Kopfverletzung, die eine Gehirn-Operation erfordert und sie außerdem all ihre Haare gekostet hatte. Der rechte Unterschenkel war amputiert, der linke Fuß war gerettet, aber stark verletzt.
 

„Nach drei Monaten Liegen und mit diesen starken Verletzungen hatte sie das Gefühl für die Senkrechte verloren“, erzählt Hanns-Peter Klasen. „Sie war so schwach, hatte kein Zutrauen mehr zu ihrem Körper und konnte sich nicht einmal mehr im Bett selbst drehen.“ Das hat sie aber – mit Unterstützung ihrer engagierten Pflegefachkräfte – schnell wieder gelernt. Als sie zum ersten Mal mit Hilfe wieder auf der Bettkante sitzen konnte, war das für sie „wie Ostern und Pfingsten auf einmal“. Pflegefachfrau Christina Kämmerling betreute sie ab ihrem ersten Tag in Süchteln, unterstützte ihre Genesung und freute sich mit der Patientin über die täglichen Fortschritte.
 

Wundversorgung und Mobilisierung
„Wir waren immer mit zwei Teams im Einsatz, die Frau Albertz betreut haben“, berichtet Hanns-Peter Klasen. Das eine Team kümmerte sich um die Wundversorgung an Kopf, Stumpf und linkem Fuß, das andere Team  sorgte mit Hilfe der Reha Viersen  für die Mobilisierung.
 

Und so erlernte sie nach und nach wieder: das Sitzen im Bett, das Erreichen der Bettkante und später das Sitzen in einen Spezialstuhl. „Man hat mir hier so gut geholfen“, erzählt Elsbeth Albertz von ihren Fortschritten. Und lobt das Team, das sie so intensiv unterstützt hat. Auch die Gespräche mit dem im Krankenhaus tätigen Notfallseelsorger Hans-Jürgen Paulus halfen ihr bei der seelischen Gesundung.
 

Besonders geholfen haben ihr die häufigen Besuche ihrer Tochter Elke Jacobi, die sich trotz ihrer Berufstätigkeit intensiv um sie kümmerte. Und die Besuche ihrer vielen Freundinnen gaben ihr zusätzlichen Lebensmut.
 

Zutrauen zum Körper wuchs
„Im ersten Schritt war die Versorgung in der Unfallklinik erfolgt. Dort wurde medizinisch hervorragend gearbeitet. Die Kollegen haben ihr das Leben gerettet“, urteilt Hanns-Peter Klasen. „Wir haben hier in der Geriatrie im zweiten Schritt für Normalität und neue Lebensqualität gesorgt.“
 

Durch die intensive Physiotherapie kam schrittchenweise - im wahrsten Sinne des Wortes - das Zutrauen in den eigenen Körper zurück. „Die Fortschritte waren deutlich erkennbar“, sind Hanns-Peter Klasen und Christina Kämmerling stolz auf ihre Patientin. Besonders der Umgang mit der Interimsprothese am rechten Fuß forderte die Patientin sehr, da der Stumpf noch nicht komplett verheilt war. Aber Elsbeth Albertz ertrug die Schmerzen geduldig. Denn der Chefarzt hatte ihr erläutert, wie wichtig eine frühzeitige Anpassung sei, damit sie eine Chance habe, später wieder selbst laufen zu können. Den schwerstgeschädigten linken Fuß stützt eine speziell angefertigte Orthese.
 

Zu Hause viel Hilfe nötig
Nach neun Wochen folgte eine Anschluss-Heilbehandlung in der Reha, die Elsbeth Albertz aber in ihrer Beweglichkeit nicht weiter brachte. „Ich wäre gern hier in der Geriatrie geblieben, das hätte mir deutlich mehr geholfen“, urteilt die Seniorin. Diesen Wunsch aber konnte das Krankenhaus aufgrund der Vorgaben des Kostenträgers nicht erfüllen. Nun ist sie zu Hause, aber auf ständige Hilfe angewiesen. „Alles ist mit großen Schwierigkeiten verbunden, ich brauche viel Unterstützung“,  sagt die Viersenerin.
 

So erhält sie weiterhin die Unterstützung des ortsansässigen Sanitätshauses Lettermann, das ihr auch die Prothese angefertigt hat. Das Unternehmen betreut zusammen mit der Süchtelner Geriatrie das Projekt „Prothesen-Frühversorgung“, zu dem auch Physiotherapie im häuslichen Bereich gehört.
 

„Vom ersten Tag an, als ich in Süchteln angekommen bin, fühlte ich mich gut aufgehoben. Alle Ärzte, Therapeuten, Pfleger und Pflegerinnen, besonders Schwester Christina, waren so lieb zu mir. Hier in der Geriatrie bin ich gesund geworden“, zieht sie ihr persönliches Fazit.