Donnerstag, 09.02.2023

Mit großer Sorgfalt zu behandeln: Schluckstörungen im Alter

Chefarzt Hanns-Peter Klasen und Logopädin Claudia Varriale mit einem Fieber-Endoskop, das unter anderem bei Schluckstörungen im Alter eingesetzt wird. Foto: SIS

Süchteln. Es hört sich ganz harmlos an: Schluckstörungen. „Aber unbehandelt können sie schwere gesundheitliche Störungen hervorrufen, wie beispielsweise eine Lungenentzündung“, weiß Claudia Varriale. Sie ist als Logopädin in der Klinik für Geriatrie des St. Irmgardis-Krankenhauses Süchteln tätig. Dort werden ältere Menschen, die unter anderem an neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Schlaganfall oder Multipler Sklerose leiden, behandelt.

„Schluckstörungen treten oft bei Erkrankungen auf, bei denen die Muskulatur in Mitleidenshaft gezogen wird. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität der Menschen enorm. Deshalb behandeln wir sie mit unserer Logopädie-Spezialistin besonders sorgfältig“, erläutert Hanns-Peter Klasen, Chefarzt der Süchtelner Geriatrie.

Verschiedene Ursachen
Die Schluckstörungen können so weit gehen, dass der Patient überhaupt nicht mehr essen kann. Die Funktion „Schlucken“ funktioniert nicht mehr. Das übt Claudia Varriale mit den Patienten wieder.

„Ein weiteres Problem ist, wenn die Empfindung im Mund gestört ist. Dann spürt der Patient das Essen im Mund nicht. Es läuft unbemerkt den Hals hinunter und der Kranke verschluckt sich“, berichtet sie. Bei Störungen im Hals hebt sich der Kehlkopf, aber die Speiseröhre öffnet sich nicht. „Eine Schluckstörung kann verschiedene Ursachen haben, das muss als erstes untersucht werden“, so die Logopädin.

Sie startet mit individuellen Übungen, damit der Patient wieder schlucken lernt. So übt sie bei Parkinson-Patienten auch die Motorik. Sie müssen lernen, die Gabel oder den Löffel wieder in den Mund zu führen. Dazu nutzt sie spezielles Besteck, damit das Essen trotz Muskelproblemen selbst auf die Gabel gehoben werden kann. Zudem setzt sie auf Trinkbecher anstelle von Gläsern und vieles andere mehr.

Von Tumor- bis Covid-Patienten
In der Klinik für Geriatrie behandelt Claudia Varriale auch Patienten mit Tumorerkrankungen im Mund-, Rachen- und Kehlkopfbereich. Aber auch Patienten, deren Kehlkopf oder Stimmbänder durch Langzeitbeatmung nach einer Covid-Erkrankung oder beispielsweise nach einer komplizierten Operation beeinträchtigt sind. Auch Demenz-Kranke gehören zu ihren Schützlingen.

Individuelle Übungen und Geduld
Im Regelfall bleiben die Menschen etwa 17 Tage in der Klinik. Aber auch danach behandelt die Logopädin sie, wenn gewünscht, in ihrer eigenen Praxis ambulant weiter. „Bei Schluckstörungen müssen alle Geduld haben – der Patient, aber auch seine Angehörigen. Ich gebe Kost-Empfehlungen und zeige auch Übungen, die zu Hause weitergemacht werden können“, macht Claudia Varriale klar, dass ihre Betreuung und das Training nicht mit der Entlassung aus dem St. Irmgardis-Krankenhaus endet.

Hanns-Peter Klasen bekommt viel Lob für den Einsatz der Logopädin. „Für Patienten ist es eine ungeheure Erleichterung, wieder selbst schlucken und eigenverantwortlich essen zu können“, erzählt er. „Wir wollen ja mit der Behandlung in unserer Klinik für Geriatrie den älteren Menschen größtmögliche Selbstständigkeit nach ihrer Krankheit zurückgeben, damit sie eine verbesserte Lebensqualität bekommen.“