Dienstag, 07.10.2025

Sanfte Sedierung für eine schnellere Genesung

Das Ärzte- und Pflegeteam auf der Intensivstation des St. Irmgardis-Krankenhauses Süchteln setzt ein neues Sedierungsverfahren ein: Mit der sogenannten inhalativen Sedierung können Patientinnen und Patienten präziser und schonender in den „Dämmerschlaf“ versetzt werden, was eine kürzere Erholungszeit und frühere Mobilisation ermöglicht.

Chefärztin Dr. Jessica Görgens und Georg Zahn, setzen für Intensivpatient:innen die schonende inhalative Sedierung ein.

Viersen-Süchteln. Patientinnen und Patienten auf einer Intensivstation befinden sich in unterschiedlich kritischen Zuständen, bedürfen daher einer besonders sorgfältigen Behandlung und müssen permanent überwacht und engmaschig untersucht werden. Auch die Sedierung spielt dabei eine wichtige Rolle und hat sogar Einfluss auf die Genesung. Denn gerade auf der Intensivstation ist es wichtig, die Betroffenen nicht zu passiv werden zu lassen, sondern möglichst früh – sofern es der Zustand zulässt – zu mobilisieren, um einen Muskelabbau und Langzeitfolgen für das Nervensystem zu verhindern. „Eine Sedierung birgt immer auch ein Risiko für Komplikationen, insbesondere bei älteren Patientinnen und Patienten. Daher sedieren wir so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich, damit eine schnelle Genesung gewährleistet ist. Und genau hier setzt unser neues Verfahren an,“ erklärt Dr. Jessica Görgens, Chefärztin der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin im St. Irmgardis-Krankenhaus.


In der Regel werden Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation intravenös sediert, erhalten das Narkosemittel also über die Vene. Mithilfe des neuen Mirus- Systems setzt das Ärzte- und Pflegeteam nun auf die inhalative Sedierung – ein Verfahren, bei dem die Tiefe des Dämmerschlafs so exakt wie bei keinem anderen Verfahren gemessen werden kann und dabei minutengenau über die Atmung gesteuert wird. „Dadurch bleiben unsere Patientinnen und Patienten wacher, sicherer und stärker am Behandlungsprozess beteiligt,“ so die erfahrene Anästhesistin. Ein entscheidender Faktor ist dabei die schnelle Erholungszeit, weiß Georg Zahn, Bereichsleiter der Zentralen Notaufnahme und Intensivstation: „Sobald die Sedierung beendet wird, sind die Patientinnen und Patienten innerhalb von nur zehn Minuten vollständig wach. Bei der herkömmlichen Sedierung kann das unter Umständen mehrere Tage dauern.“


Ein weiterer Vorteil: Durch die kontinuierliche und präzise Kontrolle über das neue Mirus-System wird zudem ein sogenannter Medikamentenüberhang im Körper vermieden. Kreislauf und Organe werden durch die inhalative Sedierung geschont und es kommt außerdem zu weniger Verwirrtheitszuständen sowie Depressionen als unter herkömmlichen Sedierungen. „Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Beatmungszeiten unter der inhalativen Sedierung verkürzt werden können. Das wiederum führt zu kürzeren Aufenthalten auf der Intensiv- und Normalstation. Eine effizientere Nachsorge und eine frühere Mobilisation führen dann zu einer schnelleren Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben,“ erklärt Chefärztin Dr. Görgens.


Auch im Bereich der Schmerzmedikation bietet das neue Verfahren Vorteile, erklärt Georg Zahn: „Durch die flachere und sanftere Narkose können die Patientinnen und Patienten ihre Bedürfnisse und Schmerzen äußern, mit dem Team kommunizieren und sogar aktiv an Atemübungen oder der Mobilisation teilnehmen. Das bedeutet echte Mitbestimmung – auch in einer Lebensphase, die von Abhängigkeit geprägt ist.“ Die inhalative Sedierung ist vor allem für ältere Patientinnen und Patienten geeignet, aber auch solche mit Lungenvorerkrankungen profitieren vom neuen Verfahren im St. Irmgardis-Krankenhaus. „Unsere Patienten berichten uns immer wieder, dass sie – neben den gesundheitlichen Vorteilen – besonders das Gefühl schätzen, auf der Intensivstation nicht völlig fremdgesteuert zu sein“, so Georg Zahn.