Montag, 06.12.2010

St. Irmgardis-Krankenhaus führt Generationen zusammen: Weihnachtscafé „Gestern und Heute“

Viersen-Süchteln. Seit einigen Jahren ist es nun schon Tradition: in der Vorweihnachtszeit laden die Schüler der Krankenpflegeschule des St. Irmgardis-Krankenhauses Großeltern und Senioren ein, um das Weihnachtsfest der verschiedenen Zeiten zu betrachten.

„Schon die Vorbereitung des Weihnachtscafés ist eine Abwechslung vom Arbeitsalltag. Da wird gebacken, feierlich geschmückt, Gedichte und Lieder herausgesucht. Wie war das Fest früher und wie ist es heute? Diese Frage führt zu einem regen Austausch und versetzt manchen freudig, aber auch traurig zurück in vergangene Zeiten“, erzählt Ilona Thelen, Leiterin der Krankenpflegeschule.

Erfreuendes und Bedrückendes nah beieinander
„Wir waren glücklich, wenn der Teddy wieder zwei Beine hatte und das Holzauto wieder neu angestrichen war“, erzählt eine 88-jährige Dame. Andere berichten von einer Puppe, die ein neues Kleid bekam oder vom Puppenhaus, das der Vater selbst aus den wenigen Materialien, die man tauschen konnte, gebaut hat. Puppen wurden aus Papier oder aus Lumpen zusammengenäht und ließen die Kinderaugen glänzen.

Erzählungen von Entbehrungen, Verluste durch den Krieg, der Hoffnung auf bessere Zeiten, aber auch das Zusammenrücken der Familie, Freunde und Nachbarn in der Not sorgten für festliche Stunden am Kachelofen.

Vieles ist heute anders, vieles gleich
Damals lagen auf dem Gabentisch, auch die praktischen und notwendigen Dinge, weil in der Nachkriegszeit die Mittel sehr begrenzt waren. Heute, so berichten manche, sind die Kinder schon unglücklich, wenn der falsche Markenname auf dem Geschenk steht. Neben Spielekonsolen und technischen Geräten finden selbst gemachte Puppenhäuser nicht mehr viele Anhänger. Da unterscheiden sich die Geschenke von damals und heute.

Aber geheimnisvoll verschlossene Wohnzimmertüren, hinter denen die Eltern den Tannenbaum schmücken und wo man mit ein bisschen Glück durch’s Schlüsselloch blinzeln kann – solche schönen Erinnerungen teilen Krankenpflegeschüler und Senioren.

Auch heute noch hat der Heilige Abend in vielen Familien einen festen Ablauf.  Ein geschmückter Weihnachtsbaum, gemeinsames Singen und Musizieren, Gedichte aufsagen, dem Auspacken der Geschenke, dem Familien-Essen und vielleicht dem Besuch der Christmette. Traditionen, die heute wie damals galten.

„So Gott will“ - alle Jahre wieder
Die alten Weihnachtsgedichte und -lieder sind den Senioren im Gedächtnis geblieben. Begeistert singen und sprechen sie mit. Sie freuen sich, dass die jungen Menschen auch noch die alten Traditionen pflegen und nicht nur Geschenke und Konsumverhalten im Vordergrund stehen. „Die Geschichten von gestern und heute rücken die Generationen näher zusammen und schaffen Verständnis füreinander“, berichtet Ilona Thelen.

Dies und das gegenseitige „Verschenken eines Päckchens Zeit“ beim Weihnachtscafé im St. Irmgardis-Krankenhaus zeigen, dass es Wertvolleres gibt als materielle Dinge. Nach zwei Stunden ziehen die 97-jährige Erna L. und ihre 87-jährige Schwester Irmgard S. ein Fazit: „So Gott will werden wir im nächsten Jahr wieder hier sein.“ Und alle stimmen ihnen zu.