Süchteln. Wer meint, dass „Ehrenamtler“ nichts für ihre Arbeit erhalten, kennt die „Grünen Damen“ im St. Irmgardis-Krankenhaus nicht. Seit 30 Jahren unterstützen sie nun die zwischenmenschlichen Belange des Süchtelner Hauses. Zwei von ihnen seit der ersten Stunde. „Es steckt viel Arbeit in unserem Engagement. Und wir geben viel. Aber wir bekommen auch ganz viel zurück“, betont Marianne Meertz. Sie trägt, neben Marianne Heutmekers, nun seit 30 Jahren den weißen Kittel mit grünem Halstuch, das die Helferinnen kenntlich macht. Seit vielen Jahren leitet sie die Truppe.
„Wir freuen uns sehr, dass die Grünen Damen jetzt schon seit 30 Jahren für die Patienten unseres Hauses da sind“, so Geschäftsführer Dr. Conrad Middendorf. Das Haus, das eine Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung Münster ist, ehrte das Jubiläum der Grünen Damen in feierlicher Runde.
Von 44 bis 88 Jahre
16 Frauen sind aktuell im St. Irmgardis-Krankenhaus als „Grüne Damen“ aktiv. Die Jüngste ist 44, die Älteste 88 Jahre alt. Die meisten von ihnen sind im Ruhestand, andere arbeiten hauptberuflich und nutzen die ehrenamtliche Aufgabe als Ausgleich in ihrer Freizeit. Zwei bis drei der Damen gehen wöchentlich durch die Stationen. Sie hören sich die Geschichten oder Sorgen der Patienten an und haben ein offenes Ohr für alle, die dies benötigen und wünschen.
Manche möchten nur, dass ihnen zugehört wird, andere wünschen sich Trost oder Rat. Manche wollen zusammen beten, einige nur ein wenig auf andere Gedanken kommen. „Die Bedürfnisse sind bei jedem unterschiedlich und so gehen wir auch ganz individuell auf den Einzelnen ein. Wir helfen gern, die Patienten ein Stückchen glücklicher zu machen“, erzählt Marianne Meertz.
Geprägt fürs Leben
„Es sind nicht immer schöne Geschichten, die wir hören. Manchmal hat ein Patient gerade eine schlechte Diagnose bekommen, da ist es gar nicht leicht, die passenden Worte zu finden“, weiß die erfahrene Helferin. Darum ist es für sie auch wichtig, sich untereinander auszutauschen. „Natürlich sind die Gespräche mit den Patienten vertraulich. Das betrifft nur den Patienten und bleibt auch zwischen ihm und ‘seiner‘ Grünen Dame“, betont sie.
Beim Austausch untereinander werden keine Namen genannt, das ist auch nicht nötig. Es geht um gemachte Erfahrungen, die Bedeutung für einen selbst und die Wirkung auf die Patienten. „Dieses Amt bringt uns an Grenzen, das nimmt man für sein Leben mit“, so Marianne Meertz.
Mehrmals im Jahr treffen sich alle Grüne Damen gemeinsam mit Hans-Jürgen Paulus, dem Krankenhaus-Seelsorger. Er gibt ihnen Unterstützung und spricht die Themen an, die den Damen bei ihren Patienten-Besuchen hilfreich sind. „Wir erfahren dann beispielsweise etwas zu verschiedenen Krankheitsbildern, wie etwa Demenz. Damit es uns leichter fällt, diese Patienten richtig anzusprechen“, so die Leiterin der Grünen Damen.
Neue Geriatrie – Grüne Herren?
In den letzten fünf Jahren haben sich weitere vier Frauen den Grünen Damen angeschlossen. „Das ist wunderbar – aber leider noch nicht genug“, betonen sie einstimmig. Gerade vor dem Hintergrund der neuen geriatrischen Abteilung mit ihren 60 Betten wird der Bedarf an offenen Ohren und helfenden Händen steigen. „Wir würden uns sehr über Unterstützung freuen. Und ganz besonders über männliche Helfer“, weiß Marianne Meertz.
Denn für männliche Patienten sind einige Themen leichter mit Männern als mit Frauen zu besprechen. Sei es wegen ihres Krankheitsbildes, sei es, weil ihre Gedanken um den Krieg kreisen und sie sich da in Männern eher wiederfinden. „Aber über (grünen) Damenbesuch freuen sich die Herren trotzdem“, lächelt Marianne Meertz.
Wer sich für das Ehrenamt der Grünen Dame oder des Grünen Herren interessiert, erhält nähere Informationen im St. Irmgardis-Krankenhaus oder direkt bei Marianne Meertz, Telefon 02162 / 70530.
Donnerstag, 28.04.2016
30 Jahre „Grüne Damen“ im St. Irmgardis-Krankenhaus: „Wir bekommen ganz viel zurück“ - Männer herzlich willkommen -
Gemeinsame Presseerklärung der Krankenhäuser im Kreis Viersen zum Entwurf des COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetzes: Finanzielle Nachbesserungen, aber weiterhin ernste Sorgen, ob der Schutzschirm aufgeht und die Kliniken durch die Corona-Krise trägt
Kreis Viersen, 24.03.2020 Die Krankenhäuser im Kreis Viersen (St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln, Allgemeines Krankenhaus Viersen, Städtisches Krankenhaus Nettetal, Klinik Königshof und Alexianer Krefeld/Tönisvorst) bereiten sich seit geraumer Zeit auf die erwartete große Zahl von Corona-Patienten vor: durch Umstrukturierungen von Stationen, Absagen von planbaren Operationen, Neuaufstellungen von Teams sowie die Beschaffung von Atemmasken, Spezial-Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln. Alles, um die Bevölkerung zu schützen, und im Vertrauen auf die Zusage von Bundesgesundheitsminister Spahn, einen „Schutzschirm“ zur Deckung von Einnahmeausfällen und zusätzlichen Kosten aufzuspannen.
Die konkrete Ausgestaltung des Schirms wurde am Wochenende bekannt – und hat bei den Krankenhäusern im Kreis Viersen zu Entsetzen und Fassungslosigkeit geführt. Kurzfristig hat Bundesgesundheitsminister Spahn die breite Kritik der Krankenhäuser teilweise aufgenommen und den Gesetzentwurf finanziell nachgebessert. Das reicht aus Sicht der Krankenhäuser aber dennoch nicht. Aus dem „Schutzschirm“ ist ein bürokratischer „Knirps“ geworden, so bewerten es die Häuser.
Die Krankenhäuser im Kreis Viersen befürchten, dass der Schutzschirm der Bundesregierung nicht ausreichend ist und die Kliniken durch die Corona-Krise trägt, informieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. Die Landesregierung hat die Problematik anscheinend erkannt und bereits zusätzliche Hilfen und Entlastung signalisiert.
Erhebliche Zusatzkosten nicht abgedeckt
Die Krankenhäuser sind sich ihrer großen Verantwortung bewusst und haben sich bestmöglich vorbereitet. Dabei sind sie erhebliche finanzielle Risiken eingegangen. Doch der Gesetzentwurf – auch nach aktueller Nachbesserung – entspricht in keiner Weise den vollmundigen Ankündigungen des Ministers: Er bietet keine Budgetsicherheit und keine kurzfristige Liquiditätssicherung für Kliniken. Die erheblichen Zusatzkosten sind bei weitem nicht abgedeckt. Ärzte und Pflegende sollen sich weiter um bürokratische Dokumentationsverfahren und Prüfroutinen kümmern – hierdurch fehlen Zeit und Ressourcen, die dringend in der Patientenversorgung gebraucht werden. Die Situation in der Psychiatrie und der Rehabilitation ist überhaupt nicht berücksichtigt.
Größte medizinische Herausforderung
Deutschland sieht derzeit der größten medizinischen Herausforderung seit Ende des Zweiten Weltkriegs entgegen. Die Krankenhäuser mit ihren Mitarbeitenden nehmen diese Aufgabe an und werden sich in erster Reihe um die Menschen kümmern, die von der Krankheit akut und schwerwiegend betroffen sind. Dabei riskieren Pflegende und Ärzte die eigene Gesundheit. Bisher wähnten sie sich Seite an Seite mit der Politik, mit dem Ziel die Bevölkerung zu schützen. Minister Spahn hatte Unterstützung zugesagt, wörtlich: „Whatever it takes“. Außerdem, Zitat: „Nehmen Sie mich beim Wort“.
Erst am 13. März hatte Minister Spahn die Krankenhäuser aufgefordert, die planbaren Leistungen zu verschieben und im selben Schreiben weitreichende Zusagen formuliert. In der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie hat er die Krankenhäuser um Vertrauen und Mithilfe gebeten. Die Krankenhäuser haben sich auf dieser Grundlage unverzüglich ans Werk gemacht, sie haben ihre Leistungen heruntergefahren, um Platz zu machen für Corona-Patienten. Der am Wochenende vorgelegte Gesetzentwurf und auch die angekündigten Nachbesserungen sind kein Schutzschirm, sondern treiben die Krankenhäuser in ein bürokratisches Abrechnungschaos mit unkalkulierbaren Risiken für die Kliniken und die Bevölkerung.
Die Krankenhäuser fordern Minister Spahn auf, das Gesetz dringend zu ändern. Es muss eine schnelle, unbürokratische, stabile und krisenfeste Lösung für die Kliniken und insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben, sonst droht den Krankenhäusern ein finanzielles Fiasko. Wir brauchen in dieser Ausnahmesituation mehr denn je funktionierende Krankenhäuser! „Whatever it takes“ sieht anders aus!
Die Krankenhäuser nehmen ganz aktuell die Signale der hiesigen Landesregierung NRW für eine ergänzende Unterstützung positiv wahr und freuen sich auf einen konstruktiven Austausch.