Donnerstag, 26.04.2012

Schilddrüsen-Erkrankung ist keineswegs immer harmlos: Für Bruno Lindackers kam Diagnose noch rechtzeitig

Regelmäßig Nachkontrolle bei Dr. Ulrich Bauser vom St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln gehört zur Behandlung von Bruno Lindackers Schilddrüsen-Erkrankung. (Foto: Ulli Dackweiler)

Süchteln. Druck im Hals? Schluckbeschwerden? Herzrhythmus-Störungen? Unerklärliche Gewichtszu- oder Abnahme? „Die möglichen Beschwerden bei einer Schilddrüsen-Erkrankung sind so unspezifisch und vielfältig, dass es dem Laien schwer fällt, sie als solche zu erkennen“, betont Dr. Ulrich Bauser, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastronenterologie und Onkologie am St. Irmgardis-Krankenhaus.

Bei Bruno Lindackers aus Schwalmtal begann es mit Herzbeschwerden. Sein Hausarzt verwies ihn sofort an einen Spezialisten. Da man ihm auch in seinem Bekanntenkreis das St. Irmgardis-Krankenhaus empfahl, kam er im Dezember letzten Jahres zu Ulrich Bauser. 

Wassereinlagerung in der Lunge
„Bei Dr. Bauser fühlte ich mich sofort gut aufgehoben“, erzählt Bruno Lindackers. „Er fand Wasser in meiner Lunge, das dann kurzfristig abgesaugt wurde. Eineinhalb Liter waren es.“ Grund für die Wasseransammlung waren eine Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen. „Dass für all das die Schilddrüse mitverantwortlich ist, darauf wäre ich nie gekommen“, wundert sich der Schwalmtaler.

„Die Schilddrüse ist Ausgangspunkt für zahlreiche Erkrankungen, die unter anderem zu Störungen des Hormonstoffwechsels führen und eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse hervorrufen können. Der in der westlichen Welt häufig vorkommende Jodmangel kann einen Kropf (Struma) oder auch Knoten erzeugen“, erläutert Ulrich Bauser.

Möglichkeiten der Vorsorge
Gibt es eine Möglichkeit, sich vor Schilddrüsen-Krebs zu schützen? „Nein - vor einer Schilddrüsen-Krebs-Erkrankung kann man sich nicht schützen“, betont der Chefarzt. „Aber einem Jodmangel kann jeder leicht vorbeugen.“

Grundsätzlich empfiehlt er Jodzufuhr, um jodmangel-bedingte Schilddrüsen-Erkrankungen zu vermeiden. Bereits heute wird Salz mit Jod angereichert, in vielen Brotsorten ist Jodsalz im Einsatz. Auch im Viehfutter wird Jodsalz gern eingesetzt. So kann das Mineral über Milch, Butter oder Käse aufgenommen werden. „Allerdings sollen Menschen, die an einer Überfunktion der Schilddrüse leiden, eine übermäßige Jodzufuhr auf jeden Fall meiden“, betont Ulrich Bauser.

Auch bei Bruno Lindackers hatte sich ein Knoten in der Schilddrüse gebildet, den Ulrich Bauser in einer speziellen Untersuchung, einer Schilddrüsen-Szintigraphie, abklären ließ. „Vor dieser Untersuchung und der nuklearen Bestrahlung hatte ich arge Bedenken“, erzählt Lindacker rückblickend. „Aber Dr. Bauser hielt sie für wichtig und ich habe ihm vertraut.“ 

Heute wieder körperlich fit
Erkrankungen der Schilddrüse können harmlos beginnen. Hier kann eine konventionelle Therapie mit Medikamenten helfen. „Wir unterscheiden zwischen medikamentös oder radionuklid zu behandelnden und operativ zu versorgenden Erkrankungen“, erklärt Ulrich Bauser. „Aber auch wenn eine Operation notwendig ist, ist sie gut durchführbar und kann die meisten Erkrankungen der Schilddrüse komplett und sicher beseitigen.“

Bruno Lindackers wird von Ulrich Bauer auf seinen Wunsch hin medikamentös behandelt. Heute fühlt er sich körperlich fit. „Der Knoten könnte zwar operativ entfernt oder auch durch eine Radionuklidtherapie behandelt werden; Bruno Lindackers wünscht dies jedoch zurzeit nicht“, erläutert Ulrich Bauser.

„Bevor ich mich freiwillig operieren lasse, nehme ich doch lieber meine Medikamente, mit denen ich gut zurecht komme – und gehe regelmäßig zu den Nachkontrollen. Das ist mir allemal lieber“, lächelt Bruno Lindackers. „Dr. Bauser hat mir einmal gesagt, dass ich heute nicht mehr hier stünde, wenn ich nicht rechtzeitig behandelt worden wäre. Und das wegen der Schilddrüse, einfach unglaublich. Ich bin nur froh, dass ich rechtzeitig in kompetente Hände gekommen bin“, fasst er seine Leidensgeschichte zusammen.

Schilddrüsen-Krebs
Nicht immer lässt sich allerdings eine Schilddrüsen-Erkrankung medikamentös behandeln. Die bösartige Form ist der Schilddrüsen-Krebs. Er ist zwar selten, aber unbehandelt immer lebensgefährlich. Die Behandlung besteht häufig aus einer kombinierten Anwendung verschiedener Therapien.

Eine wesentliche Säule in der Behandlung der verschiedenen Schilddrüsen-karzinome ist die Operation. Eine Operation wird allerdings wesentlich häufiger bei der gutartigen Vergrößerung der Schilddrüse, einer so genannten Struma – im Volksmund Kropf – notwendig. Eine Operation, die von den Spezialisten des St. Irmgardis-Krankenhauses kompetent durchgeführt werden kann. Dabei arbeiten die Chirurgen des Hauses eng mit den Ärzten der Klinik für Innere Medizin zusammen – eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Wohl des Patienten.

Früher erkannte man die Menschen, die an der Schilddrüse operiert wurden, an ihrer großen Halsnarbe. „Heute machen wir Chirurgen einen etwa vier bis sechs Zentimeter langen Schnitt und entfernen das krankhaft veränderte Schilddrüsengewebe. Da wir den Schnitt auch in eine Hautfalte legen können, ist er später oft kaum sichtbar“, berichtet Dr. Christian Maciey, Chefarzt der Klinik für Chirurgie mit Schwerpunkt Viszeralchirurgie.

Gemeinsame Presseerklärung der Krankenhäuser im Kreis Viersen zum Entwurf des COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetzes: Finanzielle Nachbesserungen, aber weiterhin ernste Sorgen, ob der Schutzschirm aufgeht und die Kliniken durch die Corona-Krise trägt

Kreis Viersen, 24.03.2020 Die Krankenhäuser im Kreis Viersen (St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln, Allgemeines Krankenhaus Viersen, Städtisches Krankenhaus Nettetal, Klinik Königshof und Alexianer Krefeld/Tönisvorst) bereiten sich seit geraumer Zeit auf die erwartete große Zahl von Corona-Patienten vor: durch Umstrukturierungen von Stationen, Absagen von planbaren Operationen, Neuaufstellungen von Teams sowie die Beschaffung von Atemmasken, Spezial-Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln. Alles, um die Bevölkerung zu schützen, und im Vertrauen auf die Zusage von Bundesgesundheitsminister Spahn, einen „Schutzschirm“ zur Deckung von Einnahmeausfällen und zusätzlichen Kosten aufzuspannen.

 Die konkrete Ausgestaltung des Schirms wurde am Wochenende bekannt – und hat bei den Krankenhäusern im Kreis Viersen zu Entsetzen und Fassungslosigkeit geführt. Kurzfristig hat Bundesgesundheitsminister Spahn die breite Kritik der Krankenhäuser teilweise aufgenommen und den Gesetzentwurf finanziell nachgebessert. Das reicht aus Sicht der Krankenhäuser aber dennoch nicht. Aus dem „Schutzschirm“ ist ein bürokratischer „Knirps“ geworden, so bewerten es die Häuser.

Die Krankenhäuser im Kreis Viersen befürchten, dass der Schutzschirm der Bundesregierung nicht ausreichend ist und die Kliniken durch die Corona-Krise trägt, informieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. Die Landesregierung hat die Problematik anscheinend erkannt und bereits zusätzliche Hilfen und Entlastung signalisiert.

Erhebliche Zusatzkosten nicht abgedeckt

Die Krankenhäuser sind sich ihrer großen Verantwortung bewusst und haben sich bestmöglich vorbereitet. Dabei sind sie erhebliche finanzielle Risiken eingegangen. Doch der Gesetzentwurf – auch nach aktueller Nachbesserung – entspricht in keiner Weise den vollmundigen Ankündigungen des Ministers: Er bietet keine Budgetsicherheit und keine kurzfristige Liquiditätssicherung für Kliniken. Die erheblichen Zusatzkosten sind bei weitem nicht abgedeckt. Ärzte und Pflegende sollen sich weiter um bürokratische Dokumentationsverfahren und Prüfroutinen kümmern – hierdurch fehlen Zeit und Ressourcen, die dringend in der Patientenversorgung gebraucht werden. Die Situation in der Psychiatrie und der Rehabilitation ist überhaupt nicht berücksichtigt.

Größte medizinische Herausforderung

Deutschland sieht derzeit der größten medizinischen Herausforderung seit Ende des Zweiten Weltkriegs entgegen. Die Krankenhäuser mit ihren Mitarbeitenden nehmen diese Aufgabe an und werden sich in erster Reihe um die Menschen kümmern, die von der Krankheit akut und schwerwiegend betroffen sind. Dabei riskieren Pflegende und Ärzte die eigene Gesundheit. Bisher wähnten sie sich Seite an Seite mit der Politik, mit dem Ziel die Bevölkerung zu schützen. Minister Spahn hatte Unterstützung zugesagt, wörtlich: „Whatever it takes“. Außerdem, Zitat: „Nehmen Sie mich beim Wort“.

Erst am 13. März hatte Minister Spahn die Krankenhäuser aufgefordert, die planbaren Leistungen zu verschieben und im selben Schreiben weitreichende Zusagen formuliert. In der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie hat er die Krankenhäuser um Vertrauen und Mithilfe gebeten. Die Krankenhäuser haben sich auf dieser Grundlage unverzüglich ans Werk gemacht, sie haben ihre Leistungen heruntergefahren, um Platz zu machen für Corona-Patienten. Der am Wochenende vorgelegte Gesetzentwurf und auch die angekündigten Nachbesserungen sind kein Schutzschirm, sondern treiben die Krankenhäuser in ein bürokratisches Abrechnungschaos mit unkalkulierbaren Risiken für die Kliniken und die Bevölkerung.

Die Krankenhäuser fordern Minister Spahn auf, das Gesetz dringend zu ändern. Es muss eine schnelle, unbürokratische, stabile und krisenfeste Lösung für die Kliniken und insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben, sonst droht den Krankenhäusern ein finanzielles Fiasko. Wir brauchen in dieser Ausnahmesituation mehr denn je funktionierende Krankenhäuser! „Whatever it takes“ sieht anders aus! 

Die Krankenhäuser nehmen ganz aktuell die Signale der hiesigen Landesregierung NRW für eine ergänzende Unterstützung positiv wahr und freuen sich auf einen konstruktiven Austausch.