Donnerstag, 18.09.2014

Seit zehn Jahren Auslandseinsätze: Krankenpflegeschüler lernen Medizin in Afrika kennen

Süchteln. Erfolgreiche Krankenpflege-Ausbildung gibt es seit vielen Jahren in der Krankenpflegeschule des St. Irmgardis-Krankenhauses Süchteln und der Krankenpflegeschule des Allgemeinen Krankenhauses Viersen (AKH). Seit 2011 werden beide Schulen von einer gemeinsamen Leiterin, Ilona Thelen, geführt.

 

Seit zehn Jahren wird diese Ausbildung, die in Theorie und Praxis in den jeweiligen Häusern stattfindet, für einige Schüler durch einen Auslandseinsatz in Afrika ergänzt. 35 Schüler und Schülerinnen des St. Irmgardis-Krankenhauses waren bisher in Kenia, Tansania, Ghana und Namibia. In diesem Jahr – nach der Zusammenlegung beider Schulen – waren auch drei Schüler und Schülerinnen des AKHs mit in Afrika.

 

In enger Zusammenarbeit mit dem Kolpingwerk Köln reisten die jungen Menschen nach Tansania und Kenia. Vier Wochen dauerten die Aufenthalte in den dortigen Krankenhäusern, Kranken- und Missionsstationen. Betreut von einem Projektleiter, lebten und arbeiteten sie in den Ländern.

 

„Die Entwicklung der letzten Jahre und die sich abzeichnenden Probleme des Gesundheitswesens erfordern Mitarbeiter, die solide Fachkenntnisse haben.  Sie müssen flexibel auf Neuentwicklungen reagieren und Verantwortung im Team übernehmen. Die Ausbildung soll die Schüler befähigen, mit größtmöglicher Flexibilität in dem weiten Aufgabenbereich der Pflege und Medizin verantwortlich tätig zu sein. Das kann mit einem Auslandseinsatz gefördert werden“, erläutert Schulleiterin Ilona Thelen.

 

Tansania

Medizinische Grundausstattungen, die für uns in Deutschland nicht vertretbar wären, erlebte Annika Janssen bei ihrem Aufenthalt in Mwanga. Sie assistierte bei Geburten und half, Menschen in Not zur Seite zu stehen. „Ich sehe heute Strom und fließendes Wasser nicht mehr als selbstverständlich an“, berichtete sie. Tief berührt war sie von der Gastfreundschaft der Menschen. „Obwohl sie so wenig besitzen, geben sie einem viel. Dabei strahlen sie eine unglaubliche Lebensfreude und Herzlichkeit aus.“

 

Auch Kathrin Nellessen schwärmt von der Gastfreundschaft in Tansania. Dass sie Medizin ist der einfachsten Form (ohne unterstützende Geräte) erlebte, beeindruckte sie besonders. So wurden beispielsweise Operations-Scheren und -Klammern in einer großen Metallwanne (anstelle in einem Sterilisator) abgekocht. Sie berichtet auch von Weihnachts-Servietten, die anstelle von Bildern in Häusern als Wandschmuck aufgehängt wurden.

 

Mirjam Heidemeyer half in Singida, Patienten mit Malaria, Typhus, Verbrennungen und anderen Verletzungen im dortigen Krankenhaus zu behandeln. „Auch wenn die Mittel einfach und bescheiden waren, alles funktionierte dennoch“, berichtet sie. Sie besuchte, gemeinsam mit einer amerikanischen Krankenschwester, schwerkranke Kinder zu Hause. „Sie versorgte die Kinder freiwillig und unentgeltlich. Denn es gibt dort keine Krankenversicherung.“ 

Kenia

Kathrin Tiggeler war in Uradi Paradise im Einsatz. „Ich durfte mithelfen, einem Frühchen das Leben zu retten. Und es hat auch noch geklappt“, berichtet sie voll Stolz. „Das war eine wunderbare Erfahrung.“ Die Auslandsaufenthalte in diesen armen Ländern prägten sie wie alle anderen Teilnehmer. „Ich bin ein Stück erwachsener und reifer geworden“, so die junge Frau.

 

9.800 Kilometer ist Uradi von Süchteln entfernt. „Es ist wie eine andere Welt“, erzählt Kira Stommel. Afrika hat sie schon immer fasziniert. Dennoch blieb auch sie nicht vor bewegenden Erlebnissen bewahrt. „Ein klitzekleiner, 800- Gramm-schmächtiger Säugling wurde als Frühgeburt ins Krankenhaus gebracht. Bei uns käme er in einen Inkubator – dort lebt er zu Hause und wird durch Anlegen an die Brust gestärkt.“ Sie weiß jetzt den „Luxus“ eines deutschen Krankenhauses mit all seinen Möglichkeiten viel mehr zu schätzen.

 

Frederik Maubach beschreibt seinen Monat in Kenia mit dem Satz „Das war eine Erfahrung, die für das Leben bleibt.“ Spontaneität und Geduld waren gefragt, denn Pünktlichkeit und Verbindlichkeit genießen dort einen anderen Stellenwert als in Deutschland. Auch ihn beeindruckten Herzlichkeit und Wärme der Menschen, ihre Offenheit und Gastfreundschaft. Dass das medizinische Angebot für die Menschen nur schwer bezahlbar war, machte ihn – wie seine Kolleginnen - sehr nachdenklich. „Wir sind gewohnt, dass jeder ein adäquates Maß an Kranken-Versorgung erhält“, berichtet er. „Ich habe erlebt, dass dies nicht überall so selbstverständlich ist.“