Mittwoch, 08.04.2015

Zusammenarbeit zwischen Akut- und Geriatrie-Kliniken: Eine Liaison besonderer Art

Hanns Peter Klasen (Foto: Ulli Dackweiler)

Süchteln. Die Landesregierung hat in ihrem Krankenhaus-Bedarfsplan die Notwendigkeit von besonderen Strukturen, sogenannten Behandlungspfaden, für ältere Menschen im Krankenhaus vorgeschrieben. Denn ältere Menschen, die meist an mehreren Krankheiten leiden, brauchen intensivere Zuwendung und die Betreuung durch Altersmediziner. Beides finden sie in speziellen Geriatrie-Kliniken.

 

Akut-Kliniken, die keine eigene Geriatrie haben, benötigen zur Erfüllung dieser Vorgaben Kooperationspartner. Diese Zusammenarbeit wird auch „Liaisondienst“ genannt. Eine „Liaison“, also eine Kooperation von zwei Krankenhäusern, wie sie beispielsweise zwischen der Geriatrie im St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln und dem -Hospital zum Heiligen Geist in Kempen und der LVR-Klinik für Orthopädie in Viersen zum Wohle der Patienten praktiziert wird. „Die Zusammenarbeit hat im vergangen Jahr begonnen“, berichtet Ottmar Köck, Geschäftsführer des St. Irmgardis-Krankenhauses, das eine Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung Münster ist. „Die Patienten, aber auch die Häuser, haben einen großen Nutzen davon.“

 

Zuerst Test, dann Auswertung

„Im Rahmen des Liaisondienstes arbeiten die Ärzte der Kliniken eng zusammen. Zunächst prüft das Pflegepersonal mit einem einfachen Test, einem sogenannten „Screening“, ob für einen Patienten geriatrische Behandlungs-Notwendigkeit besteht. „Dazu wurden zunächst die Stationsleitungen in dem Kooperationshaus durch unsere Spezialisten geschult, das Screening durchzuführen. Sie wiederum schulten ihre Mitarbeiter“, erläutert Hanns Peter Klasen, Chefarzt der Geriatrischen Klinik des St. Irmgardis-Krankenhauses die Kooperation.

 

Wird bei einem Patienten durch den Test das besondere Risiko erkannt, erfolgt die weitere Untersuchung durch die Geriater des St. Irmgardis-Krankenhauses. Im Rahmen eines speziellen Testverfahrens, auch Assesment genannt, wird dann überprüft, welcher Handlungsbedarf besteht. Ist die geriatrische Weiterbehandlung notwendig, so bekommt der Patient schon bereits sehr frühzeitig (und teils vor einer Operation) den weiteren Behandlungsweg aufgezeigt.

 

Er weiß dann schon recht genau, wie lange (und in welchen Kliniken) er bis zur geriatrischen Weiterbehandlung bleiben wird. Und ob sich eventuell noch eine Anschuss-Heilbehandlung in einer Reha-Klinik anschließt. „Eine spezielle altersmedizinische Betreuung kann die Prognose der Patienten erheblich verbessern“, erläutert der Süchtelner Chefarzt.

 

Enge Behandlungspfade

„Gerade diese engen Behandlungspfade sind unser wichtigstes Ziel im Liaisondienst. Die mühsame Suche nach einem geeigneten Platz in einer Akutgeriatrie für den Patienten entfällt, der Zeitraum zwischen Operation und geriatrischer Nachsorge ist so kurz wie möglich“, erläutert Hanns Peter Klasen. In einem gemeinsamen Gespräch - dem geriatrischen Konsil - zwischen Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften wird dann das Therapieziel für jeden Patienten individuell festgelegt und die Maßnahmen darauf abgestimmt. 

 

Zwischen dem St. Irmgardis-Krankenhaus und dem Hospital zum Heiligen Geist gibt es mittlerweile regelmäßige wöchentliche Vorstellungstage. „Die Zusammenarbeit klappt sehr gut. Es ist für unsere Ärzte und Patienten eine wichtige Hilfestellung“, bewertet Dr. Stefan Hinsenkamp, Chefarzt der Unfall- und Orthopädischen Chirurgie am Hospital zum Heiligen Geist, die Zusammenarbeit.

 

Zu Klasen‘s Betreuungs-Team gehören neben weiteren Ärzten auch speziell geschulte Pflege-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Der notwendigen zeitaufwendigen aktivierenden Pflege wird dabei über einen erhöhten Stellenschlüssel Rechnung getragen. Physiotherapeuten, Sprach-, Schluck- und Ergotherapeuten und ein Psychologe ergänzen das Therapie-Team.

 

„Mein Ziel ist es, dass wir diese Netzwerk-Strukturen auch leben. Unsere Klinik ist ein wichtiger Teil des im vergangenen Jahr gegründeten Geriatrischen Versorgungs-Verbundes, dem inzwischen Kliniken aus dem Kreis Viersen, Mönchengladbach und dem Rhein-Kreis-Neuss angehören. Höchste Priorität hat, dass es dem Patienten gut geht“, so Hanns Peter Klasen.

 

Auch mit anderen Häusern soll ein Liaisondienst aufgebaut werden. So werden die ersten Patienten des Allgemeinen Krankenhauses Viersen (AKH) ab April überprüft werden.